Sonntag, 29. Mai 2016

Infernale | Sophie Jordan

Thema

Wie sehr kann Gewalt bei Kindern und Jugendlichen ausarten? Ist das menschliche Verhalten durch unsere DNA bestimmt oder eignen wir es uns im Lauf unseres Lebens an, durch äußere Einflüsse beeinflusst? Wie lange kann man sich selbst treu bleiben, wenn die Welt einen verachten, für das, was man ist? 
Der Jugendroman Infernale von Sophie Jordan konfrontiert seine Leser mit keinen leichten Fragen und einem Thema, das bisher selten in Büchern dieses Genres vorkam. 


Ich habe bisher kein Buch gelesen, das sich mit diesem Thema auseinandersetzt. Das, und das wunderschöne Cover haben mich dazu bewogen, das Buch auf meine to-read Liste zu setzen. Das Grundthema des Buches spricht die Autorin zum Schluss noch persönlich in der Danksagung an, wo sie das Wort an die Leser richtet und schreibt, dass die Hauptfigur Davy nicht unähnlich ist von uns allen, ein Mädchen wie du und ich. Gewalt bei Jugendlichen – und damit die Streitfragen über angeborene oder angeeignete Gewalt – sind nicht fiktional, sondern sehen wir jeden Tag in den Zeitungen, im Fernsehen, in der Schule oder auf den Straßen. Eine schwierige Thematik, die die Autorin meiner Meinung nach aber gut umgesetzt hat.

Charaktere

Nur wenige Charaktere werden ausführlich beschrieben, die meisten Personen werden leider nur oberflächlich auf wenige Charaktereigenschaften beschränkt. Gil, der nette, schlaue Junge, der immer alle aufheitern kann wenn die Stimmung gedrückt ist. Davys Eltern, die sich nicht sonderlich um das Wohl ihrer Tochter zu kümmern scheinen, nachdem sie ihren Ruf in der Gesellschaft in den Dreck gezogen hat.
Aber besonders Davys sogenannte Freunde zu Beginn der Geschichte haben mich aufgeregt. Jeder von den Jugendlichen ist durch seine Oberflächlichkeit und dem Wunsch beliebt und cool zu sein derart beschränkt, dass sie nicht in der Lage sind Gefühle wie Loyalität und Treue auszudrücken. Davys beste Freundin Tori ist durch ihren Neid so sehr geblendet, dass sie von einem Tag auf den anderen ihre Freundschaft kündigt und alles daran setzt, Davys Leben zunichte zu machen und ihrer einstigen Freundin alle Chancen auf eine normale Zukunft zu nehmen.
Meiner Meinung nach sollte eine Freundschaft nicht durch einen Schicksalsschlag sofort zerbrechen, selbst wenn es um eine oberflächliche Gesellschaft geht. Das hat mich an der Geschichte zu Beginn etwas gestört, wodurch ich nur schwer in einen Lesefluss kam.
Die einzige Person, die durch einen richtigen Wandel gegangen, reifer geworden und an sich gewachsen ist, ist die Hauptfigur Davy. Das ursprünglich naive und beliebte Mädchen, von ihrer Umgebung behütet und dem Staat geschätzt, verändert sich durch den grausamen Wandel ihres Lebens zu einem Menschen, der sich nicht durch äußere Umstände in die Knie zwingen lässt.
Natürlich verändert sich ihre oberflächliche Sicht auf Menschen auch durch einen gewissen Jungen namens Sean. Mir hat gefallen, dass die Liebesgeschichte der beiden nicht im Vordergrund stand. Es war keine Liebe auf den ersten Blick, wo sie sich schon nach zwanzig Seiten nicht mehr voneinander lösen können – das hätte auch nicht in diese Geschichte und diese Thematik gepasst. Ich bin trotzdem schon sehr gespannt, wie es mit den beiden im zweiten Band weitergeht! J



Schreibstil 

Das Buch ist leicht zu lesen, es ist in zwei Teile und kurze Kapitel aufgeteilt. Die Geschichte wird aus Davys Sicht erzählt. Am Beginn gibt es meiner Meinung nach noch nicht so viel Spannung, der Leser wird behutsam an die Thematik und die Welt voller Gewalt und Kontrolle hineingeführt. Aber es wird immer spannender, zum Ende hin hat mich die Geschichte mehr mitreißen können, bis ich die letzten 100 Seiten ohne eine Pause zu machen verschlungen habe. Es gab einige „Oh mein Gott!“-Momente, bei denen ich am liebsten nicht mehr weitergelesen hätte, weil das Geschriebene so schrecklich war und man als Leser nichts dagegen unternehmen und den betroffenen Personen nicht helfen konnte.

Fazit

Ich finde es schrecklich, mir die Handlung des Buches in der Realität vorzustellen. Eine oberflächliche und verängstigte Gesellschaft, die fragwürdigen DNA-Tests und Daten glaubt anstatt das Gehirn zu benutzen und zu erkennen, was solche Tests und Einstufungen mit den betroffenen Menschen machen. Ist doch klar, dass man sich negativ verändert, wenn man wie ein Mörder behandelt und von der Gesellschaft verachtet wird. 

Zu Beginn hat mich das Buch noch nicht mitgerissen, da viele Charaktere für mich nicht nachvollziehbar waren. In der zweiten Hälfte haben mich sowohl die Geschichte als auch die Thematik so sehr überzeugen können, dass ich unbedingt den Fortsetzungsroman lesen möchte. 

Infernale ist der würdige Anfang einer Buchreihe, die sich mit Gewalt bei Jugendlichen, der Ursache des menschlichen Verhaltens und der Suche nach der eigenen Identität auseinandersetzt.

Infos

Titel: Infernale 
Autorin: Sophie Jordan 
Genre: Jugendbuch 
Seitenanzahl: 380 Seiten
Preis: 18,50 € (Österreich) 
Verlag: Loewe

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